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Die Opel-Logistikzüge nach Antwerpen


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Von 1925 bis 2010 produzierte der amerikanische General Motors-Konzern (GM) in Antwerpen Kraftfahrzeuge (Opel Antwerpen). Für den Werksverkehr zwischen dem Opel-Standort in Antwerpen und den deutschen Opel-Werken in Bochum, Rüsselsheim und Kaiserslautern verkehrten Logistikzüge zum Transport von Komponenten und Fahrzeugteilen.

Der Fahrplan 1998 sah folgende Opel-Logistikzüge von bzw. nach Antwerpen vor:
47150 Bochum-Langendreer - Oorderen (Dienstag bis Samstag)
47152 Bochum-Langendreer - Oorderen (Montag bis Freitag)
47153 Oorderen - Bochum-Langendreer (Montag bis Freitag)
47155 Oorderen - Bochum-Langendreer (Dienstag bis Samstag)
47239 Oorderen - Rüsselsheim (Montag bis Freitag)
47240 Rüsselsheim - Waaslandhaven Zuid (Montag, Mittwoch und Freitag)
47242 Rüsselsheim - Oorderen (Dienstag bis Samstag)
47243 Oorderen - Rüsselsheim (Montag bis Freitag)
47258 Einsiedlerhof - Oorderen (Dienstag bis Samstag)

Zwischen Antwerpen und Bochum-Langendreer wurden somit werktäglich zwei Zugpaare gefahren, wobei die Züge nicht nur dem Austausch zwischen den Werken Antwerpen und Bochum dienten, sondern auch Wagen zu anderen Destinationen (Standorte von Opel-Zulieferen) mitführten. So konnten in den Zügen 47153 und 47155 neben Wagen für das Werk in Bochum auch Wagen zu folgenden Zielbahnhöfen mitgeführt werden: Rodach (Coburg), Lüneburg, Königswinter, Dieburg, Bötzingen, Weißenburg, Pappenheim, Niedereisenhausen, Solingen-Ohligs, Ludwigsburg, Dassel, Espelkamp, Frellstedt, Kitzingen-Etwashausen, Edenkoben, Hanau.

Auch zwischen Antwerpen und dem Stammwerk in Rüsselsheim verkehrten werktäglich zwei Zugpaare, wobei Zug 47239 auch eine Wagengruppe nach Einsiedlerhof (Rangierbahnhof bei Kaiserslautern) für das Opel-Zweigwerk in Kaiserslautern mitführte. In der Gegenrichtung wurden die Wagen Einsiedlerhof - Antwerpen als gesonderter Zug gefahren (Zug 47258).

Ausgangspunkt der Opel-Logistikzüge in Antwerpen war der Hafenteil Oorderen in unmittelbarer Nachbarschaft des Opel-Werks im Norden Antwerpens. Der Laufweg der Bochumer Züge führte zwischen 1973 und 1977 noch über den "Eisernen Rhein" via Lier, Mol, Neerpelt, Roermond und Mönchengladbach. Danach verkehrten diese Züge - wie auch die Leistungen von/nach Rüsselsheim - über die Montzenroute (via Hasselt, Visé und Montzen) nach Aachen West. Während der 80er Jahre wurde dabei zwischen Antwerpen und Hasselt via Mol gefahren, in den 90er Jahren dann über Diest. Ab Aachen West verkehrten die Züge nach Bochum-Langendreer weiter über die KBS 485 via Mönchengladbach ins Ruhrgebiet. Die Züge Richtung Rüsselsheim/Einsiedlerhof liefen nach Fahrtrichtungswechsel in Aachen West über die KBS 480 via Köln und durch das Rheintal ins Rhein-Main-Gebiet.

Ab Ende 2002 verkehrten die Opel-Züge der Relation Antwerpen - Bochum nicht mehr über die Montzenroute und Aachen, sondern wurden durch die Niederlande via Roosendaal und Emmerich geführt (so genannter "Opel-Benelux-Express", 2 Zugpaare pro Tag). Auf der Montzenroute verblieb zunächst noch ein Zugpaar Antwerpen - Rüsselsheim: Zug 47242 (Rüsselsheim - Oorderen) bzw. Zug 47243 (Oorderen - Mainz-Bischofsheim). Dieses führte auch weiterhin eine Wagengruppe von/nach Einsiedlerhof für das Zweigwerk in Kaiserslautern. Zum Fahrplanwechsel Ende 2007 entfiel das Zugpaar 47242/47243, so dass seitdem über die Montzenroute keine Opel-Logistikzüge mehr verkehren. Bis Ende 2010 verblieben noch die Opel-Benelux-Express-Züge zwischen Antwerpen und Bochum durch die Niederlande. Mit Schließung des Antwerpener Werkes im Dezember 2010 verschwanden letztlich auch diese Leistungen von den Gleisen.

Bespannung und Zugbildung:

Traktion: Bis Ende 2002 wurde ein Teil der Opel-Logistikzüge auf dem belgischen Abschnitt zwischen Antwerpen und Aachen West bzw. in der Gegenrichtung durchgängig mit belgischen Diesellokomotiven bespannt. Auf das Umspannen von E- auf Dieseltraktion in Montzen zur Überwindung des nicht elektrifizierten Streckenabschnittes Montzen - Aachen West konnte so zu Gunsten kürzerer Fahrzeiten verzichtet werden. Zum Einsatz kamen zunächst planmäßig SNCB/NMBS-Maschinen der Reihe 59 vom Depot Antwerpen-Dam. Die 59er konnte man bis November 1989 vor den Opel-Zügen antreffen (z.T. in Doppeltraktion), dann endeten die Leistungen dieser Baureihe auf der Montzenroute nach Aachen West. Statt dessen wurden nun Maschinen der Reihe 51 (ebenfalls vom Depot Antwerpen-Dam) vor den durchlaufenden Opel-Zügen eingesetzt. Bei den übrigen Opel-Zügen wurde in Montzen umgespannt: Westlich von Montzen kamen SNCB-Gleichstrommaschinen (Reihen 22, 23, 26, später auch 20) zum Einsatz, zwischen Montzen und Aachen West in der Regel DB-Diesellokomotiven (BR 215/225, z.T. in Doppeltraktion, später BR 212 in Doppeltraktion).

Das ab 2003 auf der Montzenroute verbliebene Zugpaar 47242/47243 zwischen Antwerpen und Rüsselsheim wurde in Montzen umgespannt. Planbespannung auf dem Abschnitt zwischen Aachen West und Montzen war nun die DB-BR 241.8 ('Ludmilla'), westlich von Montzen SNCB-E-Loks der Reihe 20.

Auf deutscher Seite kamen zwischen Aachen West und Bochum-Langendreer bzw. Rüsselsheim und in der Gegenrichtung DB-E-Loks (in der Regel BR 140, später auch BR 145) zum Einsatz. Auch der erforderliche Nachschub von Aachen West über die Gemmenicher Rampe bis zur Bundesgrenze erfolgte üblicherweise mit BR 140.

Wagenmaterial: Die Opel-Logistkzüge bestanden zunächst überwiegend aus vierachsigen Schiebewandwagen-Wagen (Habis 339 und Habbiks 340). Hierbei handelte es sich um Privatwagen der Adam Opel AG bzw. General Motors Deutschland mit entsprechenden "Opel"- bzw. "GM"-Schriftzügen. Daneben kamen aber auch vierachsige H-Wagen anderer Wagenvermieter (z.B. von "Cargowaggon") sowie vereinzelt auch zweiachsige H-Wagen in den Opelzügen zum Einsatz.

In den letzten Verkehrsjahren kamen dann nach und nach auch moderne 2-achsige Schiebewandwagen der Bauarten Hbis-tt 293, Hirrs-tt 325 (Doppeleinheit fest gekuppelter Hbis-tt 293) sowie Hbbins-tt 309 von DB Cargo bzw. Railion zum Einsatz. Diese Wagen sind speziell für den Transport von leichten Autoteilen in Ladegestellen vorgesehen.

Bildimpressionen:

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Ende der 1970er Jahre war der abendliche Opel-Logistikzug aus Antwerpen durchgängig über den gesamten belgischen Laufweg bis Aachen West planmäßig mit SNCB-Maschinen der Serie 59 vom Depot Antwerpen-Dam bespannt. [Bild: SNCB 5919 führt am 20.06.1979 den Opel-Logistikzug aus Antwerpen bei Nouvelaer Richtung Aachen West, © Martin Welzel.]
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[Bild: SNCB 5955 mit dem Opel-Logistikzug aus Antwerpen auf der Gemmenicher Rampe. Aufnahme: 21.06.1979, © Martin Welzel.]
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[Bild: Im warmen Abendlicht kommt SNCB 5945 mit dem Opel-Zug aus Antwerpen die Gemmenicher Rampe heruntergerollt. Aufnahme: 28.06.1979, © Martin Welzel.]
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[Bild: Lok 215 116 hat mit dem Opel-Logistikzug Gag 47157 (Antwerpen - Bochum-Langendreer) soeben den Gemmenicher Tunnel verlassen. Aufnahme: 28.04.1989 , © Stefan von der Ruhren.]
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Auf der deutschen Seite kamen vor den Opel-Logistikzügen in der Regel Lokomotiven der BR 140 zum Einsatz. [Bild: Den Opel-Logistikzug Gag 47157 aus Antwerpen hat in Aachen-West Lok 140 393 übernommen, welche diesen nun bis Bochum-Langendreer befördern wird. Hier durchfährt der Zug soeben den ehemaligen Bahnhof Richterich. Aufnahme: 28.04.1989, © Stefan von der Ruhren.]
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Nach dem Einsatzende der BR 59 auf der Montzenroute im November 1989 wurden die durchlaufenden Opel-Züge westlich von Aachen mit Maschinen der SNCB Serie 51 vom Depot Antwerpen-Dam bespannt. [Bild: SNCB 5174 mit dem Opel-Logistikzug 47152 (Bochum-Langendreer - Oorderen) am 29.05.1996 bei Diest, © Peter van Gestel.]
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[Bild: SNCB 5183 verlässt am 15.05.1998 mit dem Opel-Logistikzug 47152 (Bochum-Langendreer - Oorderen) den Aachener Westbahnhof in Richtung Montzen, © Stefan von der Ruhren.]


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© 2015   Stefan von der Ruhren, aktualisiert am 14.11.2015 RSS-Feed Impressum / Urheberrecht / Haftungsausschluss / Datenschutz